Pavel Dotchev hat schon vor dem Skandalspiel bei seinem früheren Verein ein ungutes Gefühl gehabt. „Der Tag war für mich schon sehr emotional. Ich habe die Situation hier schon so ein bisschen geahnt und gedacht, dass etwas kommt“, sagte der Aue-Trainer nach dem 2:2-Remis beim MSV Duisburg.
Dass es nach 67-minütiger Spielunterbrechung zum Wiederanpfiff von Schiedsrichter Assad Nouhoum kam, überraschte Dotchev, der sofort an die Gesundheit seiner Spieler dachte. „Ich weiß nicht, ob das die beste Entscheidung war.“
Der Niedergang seines früheren Arbeitgebers nahm den 58-Jährigen sichtlich mit. Er traf in der Schauinsland-Reisen-Arena auf viele bekannte Gesichter. „Das ist schon sehr schade. Manchmal geht man einen Schritt zurück, um wieder zwei nach vorne zu kommen. Paderborn hat auch mal den Durchmarsch geschafft.“
Von solchen Gedankenspielen ist man bei den Meiderichern derzeit weit entfernt. Beim MSV schaute man nach den Vorfällen in geschockte Gesichter. So auch in das von Interimstrainer Uwe Schubert. Der hauptamtliche NLZ-Leiter hatte schon im Vorfeld der Partie zu Protokoll gegeben, dass er und seine Mannschaften auf Beschimpfungen eingestellt seien und diese aushalten müssten.
Nach dem Spiel sagte er: „Gewalt gehört nicht zum Sport. Was passiert ist, ist nicht schön für unseren Sport, unseren Klub und die Stadt. Das macht auch etwas mit den Spielern und Verantwortlichen. Ich bin froh, dass das Spiel über die Bühne gegangen ist. Die Sicherheit der Spieler der Zuschauer im Stadion stand im Vordergrund. Das hat die Polizei ganz gut gemanagt und Geduld bewahrt.“
Schubert bewegte sich mitten in der Unterbrechung Richtung Kurve und suchte das Gespräch mit einem Vorsänger, nachdem er zuvor davon abgehalten wurde. „Ich wollte das Spiel zu Ende bringen und nichts weiter. So etwas hat unser Verein nicht verdient. Wir stehen so schon in den Schlagzeilen“, sagte Schubert, der mit den Worten rang.
MSV-Pressesprecher Martin Haltermann gab nach Rücksprache mit Polizei, Ordnungs- und Einsatzkräften noch zu Protokoll, dass es neun Verletzte gegeben hat. Auch Unbeteiligte sollen Pfefferspray der Polizei abbekommen haben, heißt es aus Fankreisen. „Viele sind von dem, was passiert ist, seelisch und körperlich getroffen. Wir wünschen gute Besserung“, sagte Haltermann. Spielerstimmen gab es am Sonntag in der Mixed-Zone nicht.
Dafür veröffentlichte der MSV am frühen Abend ein Statement auf seiner Website. „Der MSV Duisburg verurteilt die Vorfälle, die beim Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue am Sonntag, 12. Mai 2024, zu einer rund einstündigen Spielunterbrechung geführt haben, aufs Schärfste. Bei allem Verständnis für Traurigkeit, Enttäuschung und Frust haben Gewalt und Gewaltexzesse beim Sport nichts zu suchen“, heißt es dort.
Man werde den Nachmittag mit Polizei und Ordnungskräften analysieren und aufarbeiten und „gegen möglicherweise zu identifizierende Verursacher mit aller Deutlichkeit vorgehen“, betonen die Zebras. „Den Verletzten wünscht die ZebraFamilie gute Besserung. Bei unseren Gästen vom FC Erzgebirge Aue und allen, die von den Geschehnissen in irgendeiner Form betroffen sind, möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen.“